Geschichte der Forellenzucht und Teichwirtschaft in Tharandt
Die ersten staatlich geförderten und unterstützten Versuche zur Erbrütung von Lachsen in Sachsen gegründet 1877.
In der Fischzuchtanstalt zu Cossmannsdorf bei Tharandt wurde 1877 bis 1882 unter der Leitung von Prof. Krutzsch von der Königlich Sächsischen Forstakademie die ersten staatlich geförderten und unterstützten Versuche zur Erbrütung von Edelfischbrut unternommen. Dort kamen bereits im Jahr 1877 ca. 80.000 Lachseier vom Rhein zur Erbrütung. Mit einem äußerst geringen Verlustsatz von lediglich 5% konnten 76.000 Brütlinge als Besatzmaterial gewonnen werden. Bereits ein Jahr später konnten 67.000 Brütlinge, ebenfalls aus Rheinlachseiern gewonnen werden. Diese wurden unter anderem in den Näschützbach bei Meißen, in die Gottleuba bei Pirna in die Wesenitz bei Pratzschwitz und in die Rote Weißeritz ausgesetzt. Es wurden zeitgleich auch Eier des Kalifornischen Lachses, welche aus Nordamerika über Berlin bezogen wurden, erbrütet. Die Fischzuchtanstalt zu Cossmansdorf bei Tharandt hatte in den Versuchsjahren mehrfach Schlupfraten von über 95%.
Das Produktionsvolumen an erbrüteten Fischeiern im Jahr 1895 ging weit über eine Million hinaus. Wobei die Bachforelle als heimischer Fisch den größten Anteil
hatte.
So erbrütete in Tharandt – Somsdorf der Fischzüchter Linke an der Wilden Weißeritz seit 1887 in seiner Anlage pro Jahr 985.000 Stück Bachforellen, 10.000 Stück und 15.000 Stück Bachsaiblinge. Die Lehranstalt der Forstakademie Tharandt erbrütete unter dem Verwalter Prof. Nitsche an der Wilden Weißeritz 10.000 Stück Bachforellen. Im Tharandter Schleuzbach (Nebenfluss der Wilden Weißeritz in der Ortslage von Tharandt) erbrütete seit dem Jahre 1884 Rittmeister, Baron von Wilkau auch jährlich 5.000 Bachforelleneier in seiner Privatanstalt.
Königlich Sächsische Forstakademie Tharandt
Seit dem Jahre 1878 sind von den Königlich Sächsischen Ministerien des Innern und der Finanzen Lehrkurse über Fischzucht bei der Königlichen Forstakademie Tharandt eingerichtet worden. Von dem jeweiligen Professor der Zoologie (bis 1901 Geheimer Hofrat Dr. Nitzsche, dann Dr. Jacobi) abgehalten, sind die Vorträge jedermann unentgeltlich zugänglich. Das Hauptgewicht wurde anfangs auf die künstliche Fischzucht (Forellenzucht) gelegt.
Später dann ist die Teichwirtschaft mit Karpfenzucht in den Vordergrund gerückt. Der Vortragsstoff wurde auf zwei Jahre verteil. Jeder Kurs beinhaltete Vorlesungen im Hörsaal und im Freien mit praktische Übungen in Planktonkunde, Erkennungen von Krankheiten usw. sowie die Besichtigung von Brutanstalten und Teichwirtschaften. Die Kurse wurden Anfang November abgehalten und vorher in den Zeitungen bekannt gemacht. An diesen Kursen konnte Jedermann ohne weiteres teilnehmen.
Forellenzucht und Teichwirtschaft von Rudolf Linke in Tharandt
Die Fischzuchtanstalt von Rudolf Linke besitzt in Tharandt – Somsdorf eine ausgedehnte Brutanstalt für Forellen.Unmittelbar neben dieser Anstalt liegen 18 Brutaufzuchtteiche von 30 a Gesamtfläche und 5 Mastteiche von zusammen 20 a Flächeninhalt. Die Aufzuchtteiche liefern jährliche 20 – 30 Tausend Jährlinge, die Mastteiche gegen 30 Zentner Speiseforellen. Zur Fütterung der letzteren werden jährlich ca. 100 Zentner frisches Pferdefleisch und Futterfische verwendet. Außerdem verfügt die Anstalt über Forellenbäche in einer Ausdehnung von ca. 15 km und über ca. 90 ha, meist im Erzgebirge liegende Teiche. Letztere Wasserfläche, in denen künstliche Fütterung nicht stattfindet, liefern jährlich ca. 80 Zentner Bachforellen, Bachsaiblinge und Regenbogenforellen im Alter von 4 bis 8 Jahren. Im oberen Triebischtal sind von der Firma Linke eine Anzahl von Teiche angelegt und erpachtet worden um eine Rasse – Salmonidenzucht einzurichten. In diesen Teichen hat Rudolf Linke die zur künstlichen Fischzucht erforderlichen Zuchtfische unter natürlichen Verhältnissen gehalten. Diese Zuchtstämme wurden durch sorgfältige fortgesetzte Zuchtwahl in ihren Eigenschaften gefestigt und verbessert.
Internationale Ausstellung – Mailand 1906 Abt. Deutsche Binnenfischerei und Deutsche Seefischerei
Zur Internationalen Ausstellung in Mailand war auch Rudolf Linke vertreten. Auf Tafeln mit Photographien der Tharandter Forellenzüchterei von Transportgefäßen. Beschrieben wurde dort, dass es eine Spezialität der Anstalt ist, sowohl Satz- wie Speisefische auf große Entfernungen und in großer Menge zu jeder Jahreszeit lebend ohne Verlust zu versenden. Dies erreicht Linke durch ihren eigenen Eisenbahnwagen. Letzterer ist mit großen Behältern ausgerüstet, in welche durch Motor betriebene Pumpen im eigenen System Druckwasser in fingerstarkem Strahle gespritzt. So wird einfach und praktisch für reichliche Durchlüftung des Transportwassers gesorgt. Tagelange Transporte werden auf diese Weise durchgeführt. Es wurde im Katalog zur Ausstellung auf weitere Tafeln mit 17 Photographien der Tharandter Forellenzüchterei hingewiesen. Die Photographien zeigen Gesamtansichten der Tharandter Fischzuchtanstalt, einzelne Teile derselben, die selbst gebräuchlichen Brutapparate, Fütterungsvorrichtungen und vieles mehr. Alle diese Hilfsmittel sind aus einem bewährtes System hervorgegangen und wurden fortwährend in langjähriger Praxis verbessert. Zur näheren Erläuterung wurde erwähnt, dass die seit 1887 bestehende Anstalt mit sehr günstigen Wasserverhältnissen ausgestattet ist. Sie verfügt über normal 100 Liter in der Sekunde. Die Photographien veranschaulichen die Ausnützung dieser reichlichen Menge.
Besonders das Bruthaus ist mit hervorragend gutem, sauerstoffreichem Wasser aus einem vorbeifließenden Waldbache versehen. Es wird abgebildet, dass zur Anstalt 21 Teiche gehören, die intensiv bewirtschaftet werden. Außerdem werden über 100 im Erzgebirge zerstreut liegende Teiche, darunter solche von sehr großen Abmessungen, für natürlich ernährte Wildfische, welche die benötigte Menge von Eiern liefern, dargestellt.
1934 erwarb Walter Voss die Forellenzucht Tharandt
Walter Voss war bereits bei Rudolf Linke als Angestellter tätig. Unter anderem war er mit einem Lebendfischtransport per Bahn bis Venedig unterwegs. Nachdem der Rudolf Linke Pleite ging, führte Walter Voss den Betrieb in ähnlicher Weise weiter. Erbrütung, Forellenmast, Bachfischerei und Fischmast in Pachtteichen.
Als Walter Voss starb, übernahm Peter mit 18 Jahren die Anlage. Er will das Andenken an die ersten Fischzüchter bewahren. Im Seerenteich und den Schlossteichen in Grillenburg und Tharandt lässt er die Tradition weiterleben.
Literaturquellen:
- „Die Fischgewässer im Königreiche Sachsen“ von Dr. Bruno Steglich
- Katalog „Internationale Ausstellung – Mailand 1906, Abt. Deutsche Binnenfischerei und Deutsche Seefischerei“ herausgegeben vom Deutschen Fischerei Verein
Fotos:
- Privatarchiv Peter Voss